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Flügelschlag – Vögel, wo du auch hinsiehst

Worum geht’s?

Das hier ist ein Review der besonderen Art: Flügelschlag wurde 2019 als Brettspiel herausgegeben, ein Jahr später folgte es als Computerspiel auf Steam. Daher werden hier beide Spiele reviewt, die sich nur in der Plattform, nicht aber in der Spielmechanik, unterscheiden.

Wie es das Cover und der Name bereits andeuten, geht es hier um Vögel, Vögel und noch mehr Vögel. Aber der Sinn ist, nicht nur viele Vögel anzuhäufen, sondern welche mit vielen Punkten oder guten Fähigkeiten, viele Eier zu sammeln und die Bonus- oder Rundenziele zu erfüllen. Tatsächlich wird das Spiel durch diese Kombination sehr komplex und erlaubt verschiedene Strategien.

Einen besonderen Teil des Spiels macht die Vielzahl der schönen und detailgetreuen Bilder der amerikanischen Vögel aus mit dazugehörigen Funfacts über die jeweilige Vogelart.

Wie läuft’s ab?

Jede Person hat drei verschiedene Biotope: Wald, Wiese und Wasser, in der sie ihre Vögel mithilfe von dazugehörigem Futter spielen kann. Zu Beginn des Spiels kann sich jede*r aus fünf Vogelkarten und fünf Futterarten insgesamt fünf auswählen und behalten. Dabei macht es natürlich Sinn, das Futter zu nehmen, welches zu den Vögeln passt, die man behält. So ist es möglich, gleich in der ersten Runde einen Vogel auszuspielen und in die dazugehörige Landschaft zu legen. Außerdem wird aus zwei Bonuskarten eine ausgewählt und bei Seite gelegt. Bonuskarten bringen erst am Ende des Spiels Zusatzpunkte. Sie können z. B. Punkte für eine Mindestanzahl an Vögeln mit Farben im Namen bringen oder an Vögeln mit einer Flügelspannweite von unter 40cm. Die Vögel können außerdem besondere Fähigkeiten besitzen, die bei Aktivierung ausgelöst werden, einmal beim Auslegen oder zwischen den Zügen, wenn ein*e Mitspielende*r eine besondere Aktion ausführt. Aber was bedeutet bei Aktivierung?

Zu Beginn werden Vogekarten und Futterarten ausgewählt…
…und eine von zwei Bonuskarten.

Jedes Biotop ist nicht nur zum Sammeln der Vögel gedacht, sondern dient gleichzeitig einer Aktion. Im Wald erhält man das Futter, in der Wiese Eier und im Wasser neue Vogelkarten. Je mehr Vögel z.B. bereits in der Wiese liegen, desto mehr Eier können sich die Spielenden nehmen. Nachdem die Aktion ausgeführt wurde, werden alle Vögel von rechts nach links abgearbeitet und die Fähigkeiten angewendet, die bei Aktivierung ausgelöst werden. Dabei hat der oder die Spielende jedoch immer die Wahl, ob er oder sie die Fähigkeit anwendet oder nicht. So werden die Züge immer länger, je mehr Vögel bereits ausgespielt wurden.

Bei der Aktion Futter erhalten stehen den Spielenden fünf Würfel aus dem Futterhäuschen zur Verfügung. Diese können erst alle neu gewürfelt werden, wenn nur noch eine Futtersorte verfügbar ist. Das heißt bei zwei Mäusen kann der oder die nächste Spieler*in neuwürfeln oder aber, wenn nur noch ein Würfel vorhanden ist.

Die Aktion Futter erhalten

Bei der Aktion neue Vogelkarten erhalten können die Spielenden einmal vom Stapel mit verdeckten Vogelkarten oder von den drei aufgedeckten Vögel ziehen. Diese drei Vögel werden nach jedem Zug wieder aufgefüllt.

Die Aktion Eier legen
Die Aktion Vogelkarten ziehen

Da sich die Entwickler*innen dachten, es wäre noch nicht genug, auf das die Spielenden achten müssen, haben sie noch die Rundenziele hinzugefügt. Die erste Runde besteht aus acht Zügen pro Person und verkürzt sich dann pro Runde um einen Zug. Das bedeutet, dass die vierte und letzte Runde nur noch fünf Züge pro Person beinhaltet. Pro Runde gibt es ein Ziel, für das es bis zu fünf Punkte geben kann. Ein solches Ziel ist beispielsweise, wie viele Vögel sich bei den Spielenden im Wasser befinden. Dabei gibt es auch die Wahl zwischen einem kompetitiveren Punktesystem mit Platzierungen und einem mengenbezogenen Ansatz. Ihr seht, die Entwickler haben an alle Spielenden gedacht.

Die Rundenziele mit den vergebenen Punkten
Sieger des Spiels ist in diesem Fall rot mit 92 Punkten.

Am Ende des Spiels gewinnt der oder die Spielende mit den meisten Punkten aus Vögeln, Eiern, drunter geschobenen Karten (aus den Fähigkeiten der Vögel), gelagertem Futter, den Bonuskarten und den Rundenzielen.

Wie finden wir’s?

Tatsächlich klingt die Erklärung wahrscheinlich genauso verwirrend wie das erste Lesen der Spielanleitung. Während des Spielens wird jedoch die Logik hinter allem sichtbar. Nach nach ein paar Runden haben alle den Dreh raus und der Spaß beginnt erst so richtig. Aber auch wenn eine gewisse Routine erreicht ist, kommt die vorgegebene Spielzeit von 60 bis 90 Minuten für das Brettspiel bei Weitem nicht hin. Da solltet ihr eher zwei Stunden einplanen. Währendessen geht die digitale Version doch deutlich schneller von der Hand, mit ca. einer Stunde Spieldauer.

Tatsächlich ist es sehr schwer zu beurteilen, welche Version von Flügelschlag uns besser gefallen hat. Das Brettspiel spielt sich sehr gut mit mehr als zwei Mitspielenden und v. a. Personen, die selbst nicht so technikaffin sind. Dabei ist auch das Haptische besonders schön mit den Plastikeiern, Holzwürfeln und dem selbstgebastelten Vogelhäuschen. Außerdem ist es so möglich sich jederzeit seine eigenen Karten anzusehen und die nächsten Schritte zu überlegen während andere Spielende am Zug sind.

In der digitalen Version von Flügelschlag gibt es auch eine alternative Ansicht, welche eher dem Brettspiel ähnelt.

Im PC-Spiel wird nur die Oberfläche der oder des aktuell Spielenden angezeigt, gleichzeitig hat man immer die Karten des Gegenübers vor Augen. Da in der digitalen Welt die Haptik verloren geht, haben sich die Entwickler*innen einen Zusatz überlegt. Im Hintergrund spielt eine entspannende Melodie und immer, wenn ein Vogel ausgewählt wird, werden dessen Laute wiedergegeben und das Bild bewegt sich. Zusätzlich ist die Einstellung möglich, dass bei erstmaligem Ausspielen des Vogels der Funfact laut vorgelesen wird. Das ist bisher leider nur auf Englisch möglich.

Anna

Möglicherweise mag ich an Flügelschlag gerade, dass es diese beiden unterschiedlichen Varianten gibt. Ich liebe es mit Alex und meinen Eltern das Brettspiel bei ihnen zu Hause zu spielen, aber genauso ist es super entspannt nur mit Alex auf der Couch das digitale Pendant mit Controller zu zocken. So sparen wir uns außerdem ein zweites analoges Spiel für unser Zuhause. Daher fällt es mir schwer nur eine der beiden Varianten zu empfehlen. Ich denke es hängt eher von euren voraussichtlichen Mitspielenden ab.

Bei Flügelschlag wurde wirklich an alle unterschiedlichen Konstellationen gedacht. Es gibt sogar noch eine Solovariante, bei der ein*e Spielende*r gegen „Automa“, einen künstlichen Gegner spielt. Genauso sind beide Spiele auch zu fünft möglich und nicht wie häufig bei Brettspielen nur bis zu vier Spielende.

Das Design und die Liebe zum Detail finde ich besonders schön! Durch die sich teilweise unterstützenden Fähigkeiten der Vögel untereinander, vergesse ich manchmal auch, dass es ja eigentlich ums Gewinnen geht. Da aber das Spielen selbst so Spaß macht, rücken die Punkte fast in den Hintergrund und auch die zwei Stunden sind ganz schnell rum.

Mein Lieblingsvogel, Achtung sehr überraschend: der Annafink!

Flügelschlag ermöglicht ganz unterschiedliche Strategien…
…und als Videospiel auch personalisierte Hintergründe.

Alex

Flügelschlag drückt bei mir genau die richtigen Knöpfe. Statt besonders kompetitiv oder besonders entspannend zu sein, findet es den perfekten Mix zwischen beiden Welten. Wenn ich will, kann ich mich in jede Runde reindenken, die perfekte Strategie suchen und komplexe Interkationen zwischen den Vögeln bauen. Auf der anderen Seite kann ich mich aber auch einfach zurücklehnen, die schöne Musik und die tollen Kartendesigns genießen und eine entspannte Runde mit Anna spielen.

Dadurch fühlt sich Flügelschlag auch nie langweilig an und ist sowohl für Strategiefans als auch für Gelegenheitsspieler*innen gut geeignet. Es macht einfach Spaß die verschiedenen Vögel anzuschauen und auszuspielen. Wenn sich dann nach und nach gute Effektketten ergeben, wird das Spiel unglaublich befriedigend.

Wie bei fast jedem Karten- und Würfelspiel kann einem das Kartenglück aber auch einen Strich durch die Rechnung machen. Durch die drei ziehbaren aufgedeckten Vogelkarten versucht Flügelschlag das zwar auszugleichen, aber das gelingt nicht immer. Auch Erfahrungsunterschiede zwischen den Spielenden können manchmal leicht frustrierend sein. Wir hatten aber noch nie das Gefühl, das eine bestimmte Strategie besser ist als die anderen.

Insgesamt fühlt sich Flügelschlag sehr rund an und macht einfach nur Spaß. Tatsächlich ist es sogar eins unserer meistgespielten Brett- bzw. Videospiele.

Mein Lieblingsvogel ist der wunderschöne Rotkehl-Hüttensänger.


Noch letzte Worte?

Neben dem Brettspiel Flügelschlag gibt es inzwischen eine Europa- und eine Ozeanien-Erweiterung. Bei ersterer handelt es sich nur um weitere Vögel, während bei Ozeanien auch noch eine neue Futterart hinzukommt und neue Spielertableaus.

Die PC-Version kann auch über die Distanz gespielt werden und eignet sich dadurch auch für Online-Spieleabende. Dafür ist dank Steams „Remote Play Together“ Funktion sogar nur ein Exemplar notwendig. Die Spielerfahrung kann dabei aber je nach Netzwerkqualität unterschiedlich ausfallen. Wir haben es deshalb immer auf einem PC auf der Couch gespielt.

Das Spiel eignet sich unserer Meinung nach insbesondere für Naturliebhaber*innen und -beobachter*innen und Personen, die auf ungewöhnliche Spielmechaniken stehen und eher weniger gegeneinander, sondern lieber miteinander oder nebeneinander spielen.

Die Bewertung zum Brettspiel findet Ihr in der Sidebar.

Wingspan (Videospiel)

19,99€
8.5

Spielspaß

8.5/10

Spielidee

7.5/10

Gameplay

8.5/10

Game Design

9.5/10