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Fog of Love – Seid die Beziehung, die ihr sein wollt

Worum geht’s?

Bei Fog of Love handelt es sich um eine Art Beziehungssimulator als Brettspiel. Zu zweit versetzen wir uns in verschiedene Paare und Situationen und versuchen unsere individuellen Bedürfnisse mit der des Partners oder der Partnerin in Einklang zu bringen. Fog of Love bietet uns dabei verschiedene Startszenarien wie beispielsweise eine frische Jugendliebe oder eine bereits länger andauernde Beziehung, in der der Wunsch nach Kindern gerade wächst.

Die Rollen, die wir in der Beziehung übernehmen sind dabei nie festgelegt. Wir können uns also zu Beginn jeder Partie einen Charakter recht frei zusammenstellen. Auch gleichgeschlechtliche Beziehungen sind dadurch möglich. Sie werden auch in Bezug auf den Kinderwunsch vom Spiel nicht anders behandelt als heterosexuelle Paare: Adoption ist also möglich. Im Laufe jeder Runde ergeben sich dann gewisse Grundkonflikte wie der Stress mit den Schwiegereltern oder der angesprochene Kinderwunsch, welche es gemeinsam zu bewältigen gilt. Schafft ihr es gemeinsam durch dick und dünn zu gehen oder trennen sich letztlich eure Wege?

Wie läuft’s ab?

Das Brettspiel mit jeglichem Zubehör ist in Fog of Love wunderschön gestaltet.

Zu Beginn jeder Runde entscheiden wir uns für ein Grundszenario von denen die Basisversion von Fog of Love vier bietet. Jedes Szenario bringt neue Ereignisse, Konflikte und Möglichkeiten mit sich und soll so für die nötige Abwechslung sorgen. Beide Spielenden wählen ihr Geschlecht und Namen und stellen sich kurz vor. Danach geht es auch schon los mit dem Kartenziehen. Wir ziehen direkt zu Beginn fünf Wesenszüge, wie beispielsweise freundlich, eifersüchtig, usw., aus denen wir drei für unsere Rolle aussuchen. Aus drei zufälligen Berufen wählen wir dann noch einen aus und bestimmen dann aus fünf Aussehenskarten das Aussehen unseres Gegenübers. So kommt es bereits zu Beginn des Spiels zu witzigen Situationen, wenn zum Beispiel das Aussehen so gar nicht zum Beruf passen will.

Nachdem beide Personen ihre Rollen bestimmt haben verteilen sie noch sogenannte Persönlichkeits-Aspekte, die sich durch ihr Aussehen und den Beruf bestimmen. Diese Persönlichkeits-Aspekte bestimmter Merkmale wie Empathie oder Redlichkeit verändern sich im Laufe des Spiels und sind wichtig für die Erfüllung der Wesenszüge und letztlich auch für die Entscheidung, ob die Beziehung glücklich fortbesteht, sehr einseitig veranlagt ist oder komplett in die Brüche geht.

Das Spielfeld ist in unterschiedliche Bereiche geteilt, so dass es immer eindeutig ist, wo welche Karten hinkommen.

Haben sich beide Spielenden ihre Rollen erstellt, geht es mit dem ersten Kapitel des gewählten Szenarios los. Jede Kapitelkarte gibt eine Grundsituation vor, zu der es eine Entscheidung zu treffen gilt. Beispielsweise müssen wir uns überlegen, wie wir uns bei einem Streit mit den Schwiegereltern verhalten würde. Es wird hierbei stets verdeckt gewählt, wie man sich selbst verhalten würde. Danach wird aufgedeckt und je nach gemeinsamem Ergebnis verbessert oder verschlechtert sich unsere Grundzufriedenheit und verändern sich auch unsere Persönlichkeits-Aspekte. In jedem Kapitel werden dann noch abwechselnd mehrere Situationen aus den Handkarten der Spielenden ausgespielt. Die Spielenden müssen dann meist verdeckt auf die Situation reagieren oder bestimmte Aktionen durchführen. Um immer wieder neue Karten zu bekommen, versorgt einen das Spiel mit drei Stapeln „Leicht“, „Ernst“ und „Drama“ aus denen wir ziehen können. Im späteren Spielverlauf sind häufig nur noch ernste oder dramatische Karten möglich, um die Spannung zu erhöhen.

Hier ist einmal eine Ansicht des blauen Spielers zu sehen mit seinen Handkarten, Wesenszügen und Bestimmungen (rechts im Bild), die nur er im Spiel sieht.

Um für mehr Abwechslung zu sorgen gibt es auch Geheimnisse. Dazu gehören beispielsweise Affären, einen vergessenen Jahrestag und einige mehr. Erst am Ende oder nur unter bestimmten Bedingungen werden diese aufgedeckt und können die Beziehung gehörig aufrütteln.

Durch die verschiedenen Situationskarten, Geheimnisse und den gegebenen Rahmen entwickelt sich eine echte Beziehung zwischen den beiden Rollen, die sowohl Höhen, viele lustige Momente, aber auch Stress und Konflikte bieten kann. Als Spielende haben wir darauf aber durch unsere Kartenwahl und die getroffenen Entscheidungen stets einen gewissen Einfluss. Die einzelnen Kapitel haben immer eine festgelegte Länge von Ereignissen, bevor es mit der Hintergrundgeschichte weitergeht.

Das Ziel des Spiels ist es, am Ende sein eigenes persönliches Bedürfnis zu erfüllen. Auch das ergibt sich häufig im Spielverlauf und kann beispielsweise eine gleichberechtigte oder dominante Beziehung sein. Auch der Bruch mit unserem Partner oder Partnerin ist in späteren Szenarien möglich. Die Erfüllung ergibt sich dabei durch unsere (gemeinsamen) Persönlichkeits-Aspekte in den Merkmalen, unsere Wesenszüge und Grundzufriedenheit in der Beziehung. Haben beide ihre Bedürfnisse erfüllt ist das Spiel gewonnen. Häufig kommt es aber vor, dass nicht beide ihre Bedürfnisse erfüllen. Deshalb galt hier für uns eher: „Der Weg ist das Ziel”. Denn die Konzentration auf die Bedürfnisse hat für uns meist eine niedrigere Rolle gespielt als der Verlauf unserer simulierten Beziehung. Die lustigen und traurigen kleinen Geschichten und den Spaß daran sich mal in jemand anderen zu verwandeln waren viel wichtiger.

Sechs beispielhafte Spielkarten aus den Stapeln Leicht, Ernst und Drama.
Drei Bestimmungen, die u.a. ab dem ersten Spiel dabei sind. Im Laufe der anderen Szenarien kommen immer mehr hinzu.

Wie finden wir’s?

Der Einstieg in das Spiel ist sehr gut gestaltet. Im ersten Szenario wird man interaktiv durch alle Regeln geführt und lernt so nach dem „Learning by doing“ Prinzip. So kann man direkt ohne viel Vorbereitung losspielen. Auch die Materialien, das Brett, die Karten und die Abstimmungschips sind sehr hochwertig gestaltet. Deshalb hat es uns gefallen wie das ganze Spiel aussieht und sich auch beim Spielen anfühlt.

Leider hat der Spielspaß nach den ersten Runden angefangen abzuflachen. Die neuen Szenarien, von denen jedes bei uns ca. 60 – 90 Minuten gedauert hat, bringen unserer Meinung nach nicht genug neue Karten und Ereignisse ins Spiel, um so richtig für Abwechslung zu sorgen. Viele Karten haben wir mehrfach gezogen und so kannten wir viele Situationen schon. Hier ist es dann wahrscheinlich auch die Aufgabe der Spielenden selbst für Abwechslung zu sorgen. Neues auszuprobieren und auch mal komplett unterschiedliche Rollen einzunehmen ist das Wichtigste für den Spielspaß.

Dennoch fehlte es uns später stark an Varianz. Besonders in den letzten Szenarien gibt es einige Spezialereignisse wie das Machen eines Antrags oder die Babyfrage. Diese werden aber einfach in den normalen Kartenstapel gemischt. So kam es bei uns vor, dass die Karten manchmal gar nicht gezogen wurden. Die Hochzeit oder das Ablehnen das Antrags blieben uns dadurch verwehrt. Das war dann schon frustrierend und so haben sich die Szenarien auch sehr repetitiv angefühlt.

Alex

Fog of Love hat mir vor allem in den ersten Runden sehr viel Spaß bereitet. Wie häufig kommt es schon vor, dass man sich selbst in eine komplett ausgedachte Person hineinversetzt, einen neuen Namen, Beruf und Aussehen bekommt? Gerade dieser Aspekt des Rollenspiels war für mich das Lustigste und Spannendste an Fog of Love. Hier hat Fog of Love leider auch eine Chance verpasst, in dem es im Grundspiel meiner Meinung nach zu „normale“ und wenig ausgefallene Szenarien bietet. Die Konflikte in den Beziehungen wirken häufig zu aufgesetzt und erzwungen und ergeben sich leider nicht immer dynamisch aus dem Spielverlauf. So fühlt man sich häufig in ein Korsett gezwungen, was zwar zum linearen Spielverlauf passt, aber manchmal auch zu sehr einschränkt.

Um sich als Paar auszuprobieren, auch mal über schwierigere Themen wie Kinder zu sprechen und neue Erlebnisse miteinander zu teilen, kann sich Fog of Love trotzdem lohnen. Gerade wenn man es nicht allzu regelmäßig spielt und größere Pausen zwischen den Runden macht, kehrt der Spielspaß zurück. Auch wenn man das Spiel nach ein paar Wochen wieder auspackt, sind noch alle Regeln in Erinnerung und wir konnten jedes Mal problemlos weiterspielen. Ich würde Fog of Love daher vor allem als unregelmäßiges Spiel für ruhige Abende empfehlen.


Anna

Die Verpackung und Spielmaterialien sind wunderschön designed und mir deshalb im Laden sofort aufgefallen. Der schlichte Look und die hochwertigen Bestandteile verleihen dem Spiel einen angenehmen Charme und laden dazu ein, die Geschichte und Charaktere selbst auszufüllen. Am Anfang war ich total begeistert von der Idee, ein Paar-Rollenspiel als Brettspiel auszuprobieren, welche auch die ersten zwei Szenarien durchweg angehalten hat.

Danach flachte es jedoch so langsam ab, weil einfach die Varianz gefehlt hat und, ich gebe es zu, Alex und ich wahrscheinlich nicht genug die anderen Rollen ausgefüllt haben. Es ist doch schwerer als gedacht, auch bei einer fiktiven Beziehung, nicht andauernd wie man selbst zu handeln, sondern auch mal ganz andere Charakterzüge auszutesten und auch beizubehalten. Dadurch hat es sich doch häufig so angefühlt, als würden wir uns selbst all diese Frage gegenseitig stellen, die auch mal weitere Diskussionen auslösen können: Baby oder nicht? Heiraten oder nicht? Aber keine Bange, das löst jetzt nicht gleich eine Beziehungskrise aus.

Allerdings würde ich dieses Spiel Nicht-Paaren auch nicht empfehlen, v.a. nicht wenn ungeklärte Gefühle im Raum stehen. Dann könnte die Realität schnell spannender werden als Fog of Love. Ich würde das Brettspiel allen Paaren empfehlen, die schon immer mal in andere Rollen schlüpfen wollten, aber gleichzeitig keine Hardcore-RPG-Fans sind. Dafür dürfte es eindeutig nicht genügend Tiefe und Abwechslung bieten.


Noch letzte Worte?

Fog of Love eignet sich hervorragend für verregnete Sonntage, an denen ihr eure Zweisamkeit genießen, aber gleichzeitig nicht nur auf der Couch herumhängen wollt. Wenn ihr hochwertiges Spieldesign und ein entspanntes und lustiges Koop-Game schätzt, ist das genau das richtige für euch.

Zusätzlich zum Basisspiel gibt es auch noch kleine Erweiterungen, die zum Zeitpunkt unseres Tests leider nicht auf Deutsch verfügbar waren. Allerdings kostet jedes weitere Szenario ca. 20€, was uns für den Spielspaß wahrscheinlich zu teuer ist, als dass wir sie kaufen und testen werden.

Zum Zeitpunkt des Reviews konnten wir das Spiel leider nicht mehr auf Deutsch bei den bekannten Händlern finden. Wir verlinken daher lediglich die offizielle Website von Fog of Love in der Sidebar.

45€ (zum Zeitpunkt des Kaufs)
6.8

Spielspaß

7.0/10

Spielidee

8.5/10

Wiederspielwert

5.0/10