Worum geht’s?

Die „Legenden von Andor“ ist ursprünglich ein Spiel für bis zu vier Spieler. Darin verteidigen vier Held*innen verschiedener Völker gemeinsam das Land Andor gegen dunkle Kreaturen aus den Höhlen. Falls euch da spontan eine sehr bekannte Buch- und Film-Trilogie in den Kopf kommt, wo sich ebenfalls verschiedene Völker zusammentun, um ihr Land vor Orks zu schützen, liegt ihr damit nicht ganz falsch. Wir bewegen uns hier ebenfalls in einer Fantasy-Welt mit allerlei magischer Eigenschaften. In Andor gibt es jedoch keinen Ring, um sie alle zu knechten, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden… Ähh, nein! Aber ganz ähnlich wie in „Herr der Ringe“ ist die entscheidende Macht der Held*innen ihre Freundschaft, genauer gesagt, ihre gute Zusammenarbeit.

Das trifft auch auf das Zwei-Personen Andor „Chada und Thorn“ zu. Ihr strandet zu zweit als Bogenschützin und Schwertkämpfer auf der Nebelinsel „Narkon/Silberland“ und müsst auf die andere Seite gelangen, um von dort aus nach Andor zurückkehren zu können. Klingt einfach? Nur so lange, bis ihr feststellt, dass ihr nicht allein auf dieser Insel seid…

Wie läuft’s ab?

Euer Weg über die Insel teilt sich in die vier Abenteuer „Die Mauerberge“, „Der stumme Wald“, „Die Stachelklippen“ und „Die Sturmweiden“. Die Abenteuerkarten bilden eure Kartengrundlagen auf denen ihr spielt und erzählen die Geschichte weiter. Richtig! Die Legenden von Andor sind nicht nur ein kooperatives Spiel, sondern erzählen im Hintergrund eine Story, der ihr durch eure Aktionen folgt. Bei jeder Etappe gibt es eine Start- und Ziel-Etappe, die offen ausgelegt werden. Dazwischen werden immer zwei Zwischen-Etappen verdeckt abgelegt, die aus sechs Karten zufällig ausgewählt werden. Dadurch entstehen immer neue Abenteuer und der Wiederspielwert erhöht sich.

Der Spielaufbau für die erste Etappe “Die Stachelklippen”

Auf den Karten stellt ihr zunächst eure beiden Spielfiguren und die Figur eures Gegenspielers, des Fluchs. Buhuu…Nein, ich rede hier nicht von dem niedlichen Hausgeist nebenan, sondern eher von einem in einen Umhang gehülltes Skelett, dass dich umbringt, sobald es dich berührt. Da sind wir nämlich auch schon beim Kern des Spiels angelangt: Euer Ziel ist es, das Ende des Abenteuers vor dem Fluch zu erreichen. Sobald er euch eingeholt hat, ist das Spiel vorbei und ihr müsst von Neuem beginnen. Da dies noch nicht spannend genug ist, gibt es zusätzlich noch Nebelkarten, unter denen sich weitere Gegner*innen, aber auch Unterstützer*innen befinden können. Nebelkarten werden entweder durch Felder gezogen, auf denen ihr landet oder durch eure Heldenkarten.

Es gibt drei Heldenkarten pro Spieler*in mit jeweils unterschiedlichen Fähigkeiten. Diese Karten sagen euch wie viele Felder ihr pro Zug laufen könnt, ggf. mit einer daran geknüpften Bedingung. Wenn z. B. die mittlere Chada sechs Schritte gehen will, muss sie danach auf die Rückseite, die sog. Regenseite gedreht werden und verliert zwei Willenspunkte. Gleichzeitig hat sie fünf Stärkepunkte, die bei Kämpfen relevant werden und sie kann Pfeile erhalten. Der Haken bei der ganzen Sache: Ihr könnt immer nur eine der drei Tätigkeiten Laufen, Kämpfen, Sonderfähigkeit pro Zug ausüben.

Die Karten von Chada nach der ersten Etappe

Die Karten von Thorn nach der ersten Etappe

Immer wenn ihr eine Heldenkarte für eine der drei Sachen verwendet habt, rückt sie an das Ende der Reihe. Denn eure Karten bestehen nicht nur aus den Held*innen. Sondern es gibt auch Fluchkarten, Nebelkarten, Sonderkarten und Ausrüstungskarten, die alle auf den drei Stapeln hinter den Held*innen landen und nacheinander vorrücken. Das Spiel wird also einmal von den Abenteuerkarten mit den Feldern bestimmt und einmal durch eure „Handkarten“. Am Anfang jedes Abenteuers erhaltet ihr eine begrenzte Anzahl an Willenspunkten, die ihr für Aktionen ausgeben könnt.

Allerdings spielt nicht jede Heldin oder jeder Held für sich allein. Neben gemeinsamen Absprachen können die Spieler*innen, wenn sie auf benachbarten Feldern stehen, sich einander Willenspunkte geben und gemeinsam gegen Monster kämpfen, wenn ihre eigenen Stärkepunkte nicht ausreichen. Nur wenn die Stärkepunkte mehr als die des Gegners oder der Gegnerin sind, kann diese*r besiegt und eine Belohnung eingesackt werden.

Die Zusammenarbeit gilt jedoch auch im negativen Sinne. Wenn Thorn z. B. Chada zurücklässt, allein nach vorne prescht und das Zielfeld mehr als drei Runden vor ihr erreicht, verlieren beide.
Denn dann ist das Lagerfeuer runtergebrannt und der Wald hat plötzlich Augen…buhuuu…

Die Ausrüstungskarten, die in jedem Abenteuer zur Verfügung stehen

Wie finden wir’s?

Wir haben damals das Zwei-Personen-Andor gekauft, weil wir beim Originalspiel „Die Legenden von Andor“ sehr häufig das Problem hatten, zwei weitere Spielende zu finden, die sich ebenso für diese Welt begeistern können wie wir. Daher kamen Chada & Thorn wie für uns gerufen. Wenn man einmal das System mit den Kartenreihen verstanden hat, läuft es sehr flüssig. Es ist viel Kommunikation von Nöten, was aber aus unserer Sicht das Spiel erst so richtig ausmacht. Die Gestaltung ist schön gemacht und die Idee der verschiedenen Etappen als Karte finden wir sehr kreativ. Zwischendurch wurde es auch mal recht eng mit den Nebelkarten und dem Fluch, so dass es fast immer spannend war.

Obwohl die Abenteuer mehrmals mit Zufalls-Etappen gespielt werden können, haben wir keines doppelt angefasst, außer wir haben es beim ersten Anlauf nicht geschafft. Trotz des Versuchs den Widerspielwert zu erhöhen, ist das bei uns leider nicht gelungen. Einen Großteil des Charms entsteht vor allem durch die dazugehörige Geschichte und ihr wisst ja wie es ist, wenn man ein Buch zweimal anfängt…

Einen ganz großen Bonus, den die Andor-Welt jedoch bietet, befindet sich in der Onlinewelt. Unter legenden-von-andor.de gibt es haufenweise kostenlosen Inhalt zum Downloaden. Hier könnt ihr weitere Abenteuer herunterladen oder auf vorgezeichneten Karten eigene entwerfen, es gibt weitere Held*innen und das offizielle Fanforum. Dadurch ist es sogar möglich das Spiel allein zu spielen, was wir jedoch nicht ausprobiert haben. Damit dürfte sich auch das Problem des Wiederspielwertes in Rauch auflösen.

Anna

Am meisten hat mir an diesem Spiel gefallen, wir viel wir uns zu zweit absprechen mussten. Dabei geht es oft auch darum mehrere Züge im Voraus zu denken, um auch ja nichts zu übersehen. Deshalb finde ich auch die Limitierung gut, dass ein Held oder eine Heldin nicht zu schnell ins Ziel gelangt, während der andere noch auf der vorletzten Karte rumdümpelt. Ich hatte auch viel Spaß daran, die Nebelkarten zu aufzudecken, da sehr häufig neue Monster oder auch Helferlein dahintersteckten und wenig Redundanz vorhanden war.

Die kostenlosen Downloads zur Erweiterung des Spiels sprechen sehr für den Entwickler und den Verlag. Da spürt man, dass es um den Spielspaß und die Spielenden geht und nicht ums Geld. Das Spiel erhält hiermit die Auszeichnung „Sozialer Verlag für arme Studierende“!

Der Fluch verfolgt Chada und Thorn über “Die Stachelklippen”

Alex

Die Spielmechaniken und die grundlegende Idee finde ich sehr gut und werden einem Zwei-Personen Spiel gerecht. Man merkt allerdings, dass es gegenüber dem „normalen“ Andor ein bisschen flacher ist. Das bricht dem Spielspaß aber keinen Zacken ab!

Während man am Anfang noch denkt, dass das Spielprinzip von Chada & Thorn recht einfach und schnell erlernt ist, merkt man vor allem im späteren Spielverlauf wie das Spiel an Fahrt aufnimmt, die Komplexität und auch die Schwierigkeit steigt. Der recht seichte Einstieg und lineare Anstieg der Schwierigkeit pro Partie hat mir besonders gut gefallen. Dadurch fühlt sich die Reise der beiden Hauptfiguren sehr lebendig an und es bleibt bis zuletzt spannend, ob man das Ziel des Abenteuers erreicht. Hier ist vor allem viel Kommunikation und vorausschauende Zugplanung nötig, denn mit jedem neuen Nebelplättchen können neue Gefahren hinzukommen!

Noch letzte Worte?

Mit Chada & Thorn erwerbt ihr nicht nur ein Kartenspiel für zwei, sondern dazu gleich einen kreativen Legendenabend. Es ist allen Fantasy-Liebhaber*innen zu empfehlen, die eine Kombination aus Story und Spiel mögen. Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, Meere zwischen einer Nebelinsel und Andor sind für euch kein Hindernis. Und danach könnt ihr gleich Der Herr Der Ringe von neuem starten…Mein Schatz…

Leider gibt es das Spiel aktuell nur noch gebraucht zu kaufen. Warum sich der Verlag dazu entschieden hat, es nicht mehr zu verkaufen, wissen wir nicht. Aber aus unserer Sicht völlig zu Unrecht!

Die Bewertung zum vier Personen-Andor findet ihr auch bald hier auf unserem Blog.